Und sonst so in Belarus (III): Zaslawl

Nachdem die bisher in dieser Serie vorgestellten Städte vergleichsweise groß waren, geht es diesmal um eine Kleinstadt, fast ein Dorf. Zaslawl (belarussisch: Заслаўе; russisch: Заславль) liegt etwa 30 km vor den Toren von Minsk. Dort leben etwa 14.000 Menschen. Die meisten davon wohnen aber in wenigen Plattenbauten in einem recht neuen Ortsteil, der Rest hat dörflichen Charakter.

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Mit der Elektrischka ist man in etwa 30 Minuten dort. Im Zug fährt auch wie immer die Babuschka, die auf der Datscha Beeren und Gurken ernten will. Vielleicht auch der Detuschka, also Opa, der zum Angeln fährt. Am Fahrkartenschalter in Minsk verlangt an interessanterweise ein Ticket nach Беларусь, also Belarus und nicht Zaslawl. Der Bahnhof der Stadt trägt also eigenartigerweise den Namen des Landes. Viele der Züge in kleinere Städte fahren übrigens nicht vom Minsker Hauptbahnhof, sondern vom Nord- oder Ostbahnhof. Ein Ticket vom Hauptbahnhof zu so einer Station kostet rekordverdächtige 700 Rubel, etwa sechseinhalb Cent.

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Zurück nach Zaslawl. Verlässt man den Bahnhof in Richtung Hauptstraße kann man zuerst einen ethnografischen Komplex, also eine Sammlung alter Holzhäuser besichtigen. Folgt man der Hauptstraße kommt man ins Zentrum, wobei alles recht locker bebaut ist und wie gesagt dörflich wirkt. Wie heißt die Hauptstraße? Sowjet-Straße. Wohin führt die Hauptstraße? Zum Lenin-Platz. Lenin ist hier wohl als Braut dargestellt. Ganz in weiß. Hinter seinem Ohr ist ein bisschen Farbe abgefallen, früher war er wohl mal grau. Eine Hand hat er in der Hosentasche. Von dort wird er sie gleich ausstrecken um den richtigen Weg zum Kommunismus zu weisen. Die andere Hand ist schon zur Faust geballt.

Doch sollte man den Lenin-Platz hinter sich lassen, denn Zaslawl ist durchaus als historischer Ort bekannt, über 1000 Jahre alt. Der sichtbarste Rest davon sind ein komplett erhaltener Festungswall aus dem 11. Jahrhundert in dem es mal eine Burg gab. Heute ist davon noch die orthodoxe Kirche übrig. Zu erkennen am zweiten schrägen Querbalken des Kreuzes (Bild unten links). Zweites besonders erwähnenswertes Bauwerk der Stadt ist die katholische Kirche aus dem 18 Jahrhundert. Zu erkennen am auch außerhalb der orthodoxen Welt bekannten Kreuz (Bild unten rechts).

Zaslawl liegt übrigens am Fluss Swislotsch, der einige Kilometer weiter Minsk erreicht und durchs Zentrum der Stadt fließt. Zaslawl liegt ebenfalls an der Autobahn, die nach Grodno führt, ist also durchaus für Minsker eine Wohnoption im Grünen. Man ist in 30 Minuten in der Stadt. Wenn man in einem Minsker Wohnsilo am Stadtrand wohnt braucht man länger.

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