Wem Lenin nicht genug ist

In den Straßen und auf dem Plätzen von Belarus findet man wie in diesem Blog schon wiederholt beschrieben die eine oder andere Statue Lenins. Auch General Schukow oder Felix Dserschinski sind in Metall gegossen hier zu finden. Wem diese nicht genug sind, der muss dem folgenden Motto folgen: Willst du Josef Stalin sehen, musst du ins Azgur-Museum gehen.

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Wem also in der Tat Lenin, Schukow oder Dserschinski als Büstenköpfe des Kommunismus nicht genug sind, der findet im Museum des belarussischen Bildhauers Zair Azgur auch Stalin, Mao oder Kim Il Sung. Azgur wurde schon zu Lebzeiten ein eigenes Museum gewidmet. Es steht in der Azgur-Straße 8. Er war praktisch während der gesamten Zeit der Sowjetunion aktiv und modellierte so ziemlich alles was in den Jahrzehnten Rang und Namen hatte. Sein Leben passte praktisch perfekt ins Timing der Sowjetunion. Nach Ausbildung in Vitebsk und Leningrad war er seit den 1920er Jahren sehr produktiv. Fast zeitgleich mit dem Ende der Sowjetunion kam auch sein eigenes. 1995. Zugegebenermaßen war er da auch schon über achtzig.

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Neben einigen Originalen sind im Museum vor allem die Gips-Modelle seiner Skulpturen zu sehen. Die Originale sind heute noch an so manch prominenter Stelle in Minsk zu sehen. Eines der bekanntesten wohl das überlebensgroße Denkmal des Schriftstellers Jakub Kolas am gleichnamigen Platz. Bis zur Destalinisierung stand auf dem zentralen Platz Minsks auch eine Statue des später Destalinisierten. Das überlebensgroße Gipsmodell ist im Museum zu sehen, das Original ist seit dieser Zeit übrigens verschollen. Es gibt aber noch mehr Darstellungen Josef Wissarionowitsch Stalins. Noch häufiger noch ist Lenin im Museum zu finden. Nur Kopf oder mit Körper. Ebenso die riesigen Köpfe von Marx und Lenin die einst vor dem Hauptquartier der Belarussischen KP standen. Sie verschwanden als einige wenige Denkmäler nach Ende der BSSR aus dem Straßenbild und wanderten hier ins Museum.

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Daneben interessanterweise auch diverse nicht kommunistische Staatsmänner und auch deutsche Philosophen und Schriftsteller wie Kant, Herder, Mann oder Brecht. Auf den Hinweisschildern findet sich so manche Stilblüte. So gab es offenbar einen DDR-Präsidenten namens “Pick”, interessanter noch: die Herrschaft Kim Il Sungs in Nordkorea endete von der Weltöffentlichkeit unbemerkt scheinbar erst 2005 und nicht wie so oft behauptet 1994. Bemerkenswert auch, dass die Beschriftungen nicht nur auf Russisch, sondern auch in englischer Sprache zu lesen sind. Selbst in großen Museen ist dies hier in der Regel nicht der Fall.

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