Die Chinesen kommen

Schaut man heute auf das Kleingedruckte vieler Produkte, egal ob Textilien oder Elektronik, findet sich dort der Hinweis “Made in China”. China ist die Werkbank der Welt und stellt in seinen Fabriken billig das her was man woanders billig kaufen will. Belarus hat seine Wirtschaft bisher recht ausgiebig vor ausländischer Konkurrenz geschützt. Viele Dinge, auch sehr einfacher Art wie eben die besagten Textilien, Streichhölzer oder Schreibwaren, werden im Land herstellt. Es gibt übrigens eine Paper/Schreibwarenfabrik namens “Roter Stern”.

Doch China drängt nach Belarus. Da der Staat hier notorisch klamm ist, steht er ausländischen Investitionen recht aufgeschlossen gegenüber. In der Tat wird heute schon so manches aus China importiert. So brachte China z.B. den Krieg ins Kinderzimmer. Es gibt ein chinesisches Lego-Imitat, welches u.a. Flugzeugträger und Panzer zu bieten hat. Man könnte auch sagen, China nahm den Kriegstrend gerne auf, soll heißen ich habe das Gefühl es gibt hier allgemein mehr Kriegsspielzeug für die Kleinen im Angebot.

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Chinesische Autohersteller versuchten sich innerhalb der letzten Jahre auch auf dem europäischen Markt. Doch nachdem beim Crashtest zwischen Wand und Auto eindeutig erstere gewann, war das Image der Autos ruiniert. Chinesische Fabrikate sind in Europa also praktisch unbekannt. Anders in Belarus. Hier hat China bereits Fuß gefasst. Autos aus China sind nichts all zu ungewöhnliches. Oft hat man das Gefühl man kennt die Form von irgendeinem anderen Auto, scheinbar lehnt man sich manchmal an die Formensprache anderer Hersteller an. Selbst die Polizei fährt neben Lada, Skoda oder Opel teilweise chinesische Marken. Entweder werden die Autos fertig importiert, z.B. im Fall des Herstellers Geely werden die Teile aber auch hierher verschifft und dann von der Joint-Venture-Firma “Bel-Gee” zusammengebaut. Ausschlaggebend ist natürlich der Preis. Ein neuer Geely kostet etwa $13.000, also knapp €10.000. Dazu muss man wissen, dass Autos – neu wie gebraucht – in der Regel teurer sind als in Europa. Wer eine Geschäftsidee sucht, besonders Kleinbusse sind teuer und kosten auch gebraucht das drei oder vielfache des Preises in Europa.

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Auch wird in Minsk gerade von einem chinesischen Investor das Hotel “Peking” gebaut. Größtes Projekt Chinas in Belarus ist jedoch ein geplanter riesiger Industriepark. Dort sollen steuerbegünstigt in zahlreichen Fabriken diverse Produkte herstellt werden. Bedingung für chinesische Investitionen ist dabei fast immer, dass nicht nur das Geld, sondern auch die Arbeiter aus China kommen. Sie werden also mitgebracht. Chinesen sind also die größte Gruppe der Ausländer in Belarus. Es gibt auch recht viele chinesische Studenten an den Universitäten. Die Sprache Chinesisch wird durchaus auch an Schulen als Fremdsprache angeboten. All das wird von den Einheimischen nicht unbedingt positiv gesehen, Belarus ist eine ziemlich homogene Gesellschaft, Migration ist ein recht neues Phänomen an das man noch nicht gewöhnt ist. Zurück zu dem Industriepark. Es sollen dort bis zu 30 Mrd. Dollar investiert werden. Zum Bau werden bis zu 650.000 chinesische Arbeiter ins Land kommen. Zum Vergleich Belarus hat knapp 10 Mio Einwohner. China hat hier also abschließend schon deutlich mehr Fuß gefasst als z.B. in Europa.

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